Ein Haus ging auf Wanderschaft

Vom 03. bis 26. März 1945 flüchtete Clara Kutz mit ihren vier Kindern Paul, Hubert, Siegfried und Dieter (damals 12jährig) im 2. Weltkrieg mit Pferd und Wagen von Ostpommern aus der Ortschaft Beweringen nach Kropp und etwas später weiter nach Tetenhusen. Ehemann Erich Kutz geriet in russische Gefangenschaft, wurde allerdings Ende 1945 wieder frei gelassen und fand seine Familie in Tetenhusen wieder. Als Revierförster und Landwirt bekam er eine Anstellung im Luhnstedter Gehege. Hier durfte er sich 1947 im Staatsforst ein Haus auf eigene Kosten bauen. Das 7 mal 7 Meter große Holzhaus stand nur wenige Meter von der Kreisbahnstrecke entfernt. Die "Rosa" fuhr also direkt am Haus der Familie Kutz vorbei. Kam Siegfried aus Rendsburg, dann drosselte der Lokführer die Geschwindigkeit der Rosa und Siegfried konnte aus dem Waggon springen. Fließendes Wasser, Strom und eine Toilette gab es in dem Haus nicht. Petroleum-Lampen sorgten für Licht und das Wasser wurde einer der Feldleitungen entnommen. Das Wasser stammte aus der Kimberquelle.
Als nach dem 2. Weltkrieg Lastwagen und Autos sich mehr und mehr durchsetzten, war auch für die Kleinbahn die Stunde gekommen. Am 19.09.1956 nahm der ganze Ort Nindorf von "seiner Rosa" in einer Feierstunde Abschied.
Bereits im August 1956 musste das Haus der Familie Kutz weichen. Eine Teerstraße sollte gebaut und auf dem Grundstück der Familie begradigt werden. Alle Holzteile des Hauses wurden durchnummeriert und mit der Hilfe von etlichen Nindorfer Bauern mit Trecker und Anhängern nach Nindorf in den Mittelweg transportiert. Ein zusätzlicher Kohlenstall mit Toilette wurde dort in Eigenleistung damals gleich mit aufgebaut. Im Jahr 1974 baute die Maurerfirma August Homfeldt dann den rechten Teil des Hauses an.

Gebaut wurde das Haus im Jahr 1947

Die "Rosa" fuhr am Haus der Familie Kutz vorbei

Das Haus im Mittelweg

Die Straße nach Luhnstedt. Hier stand das Haus auf der linken Seite. Schräg gegenüber Richtung Nindorf befindet sich die Kimberquelle.