Winterquartier für Fledermäuse in Nindorf?

Niklas Zander

Fledermäuse faszinieren uns Menschen nicht nur durch ihre Echolot-geleiteten nächtlichen Flugkünste. Sie erweisen uns auch mit ihrem Appetit auf Insekten einen großen Dienst. Umweltgifte, Naturzerstörung und die Vernichtung geeigneter Unterschlupfe haben jedoch zum fast völligen Verschwinden der einst häufigen Nachtjäger geführt. Gerade für den Winterschlaf wird es für die Fledermaus immer schwerer, geeignete Quartiere zu finden. Die Ansprüche der Fledermäuse sind hoch: das Quartier muss frostfrei, feucht, frei von Zugluft und ruhig sein. Zusätzlich ist es wichtig, dass sich die Fledermaus in dem Unterschlupf an einer möglichst rauen Fläche festklammern kann. Warum also nicht in Nindorf ein Winterquartier schaffen? Bürgermeister Rohwer war von der Idee ganz angetan und der alte ausgediente Brunnen im Dörnstieg wäre, mit ein paar Umbauarbeiten, ein ideales Winterquartier. Am Mittwochabend kam Niklas Zander vom Naturschutzring Aukrug, um das Projekt einmal vorzustellen. Von Innen könnte der Brunnen so genutzt werden wie er ist. Obendrauf müsste ein Beton-Schachtring mit Einflugmöglichkeiten draufgesetzt werden und den Schachtring dann mit Muttererde überdecken. An den Wänden im Brunnen würden Hohlbetonsteine befestigt werden, in die die Fledermäuse im Winter hineinkriechen. Eigentlich eine schnelle und kostengünstige Angelegenheit. Allerdings gibt es immer wieder Bedenken, Sorgen und Ängste der Bürger und Bürgerinnen wenn Fledermäuse in der Nähe von Menschen angesiedelt werden sollen. So auch in Nindorf. Die Fledermaus gilt als Tollwut- und überhaupt als Krankheitsüberträger und wird auch mit dem neuartigen Coronavirus in Verbindung gebracht. Was passiert mit dem Grundstück, wenn sich tatsächlich Fledermäuse ansiedeln? Was für Auflagen gibt es? Mit wie vielen Fledermäusen müsste man rechnen? Werden neue Fledermäuse extra angesiedelt? Niklas Zander hatte einige Fragen zu beantworten und versuchte falsche Vorstellungen sowie grundlose Vorbehalte zu korrigieren und zunehmenden Antipathien gegenüber Fledermäusen entgegenzuwirken. Einheimische Fledermäuse haben mit dem aktuellen Coronavirus erwiesener Weise nichts zutun. Es ist unwahrscheinlich, dass Coronaviren aus Fledermauskot eine Gesundheitsgefahr für den Menschen darstellen. In frischem Kot von einheimischen Fledermäusen wurden bislang nur geringe Mengen von verschiedenen Coronaviren (nicht SARS-CoV-2) nachgewiesen. Diese sind jedoch nach allen bisherigen Kenntnissen für den Menschen nicht gefährlich. Die Wahrscheinlichkeit, sich als Mensch mit Tollwut zu infizieren, ist geringer als ein Sechser im Lotto. Menschen werden selbst von erkrankten Tieren nicht aktiv angegriffen.
Neue Tiere würden nicht angesiedelt werden, sondern nur die Fledermäuse die sowieso schon hier leben, würden den Brunnen als Winterquartier bevorzugen. Man geht in der Regel von 10 bis 20 Tieren aus, die das Quartier lediglich als Winterunterschlupf nutzen würden.
Für das Grundstück gibt es keinerlei Bedenken. Es kann nachwievor bebaut oder bestellt werden. Für den Brunnen selber mit einem Abstand von 2 Metern gibt es nach der Besiedlung einen Bestandsschutz.

 

Das Grundstück des Wasservereins

Der alte ausgediente Brunnen

Die Vampire der Nacht. Sie sehen zwar gefährlich aus, sind es aber nicht. Lediglich drei Fledermausarten in Mittelamerika ernähren sich vom Blut von Säugetieren oder Vögeln. Diese drei Arten gehören zur Gruppe der Desmodontinae und werden im Deutschen als Vampirfledermäuse bezeichnet. Alle anderen von insgesamt rund 1300 Fledermaus- und Flughundarten weltweit ernähren sich von Insekten, Früchten, Nektar, Blättern oder kleineren Wirbeltieren.
Foto: Boto Wittgrefe